Staatliche Gewaltmaßnahmen zur Behebung der COVID-19- und Klima-Krise. Bertold Brecht: „Maßnahmen gegen die Gewalt“
Das Krisenjahr 1930 war der Anfang vom Ende der Weimarer Republik, der ersten parlamentarischen Demokratie in Deutschland: Drei Millionen Arbeitslose, Notverordnungen und Hitlers Triumph. Es war der Beginn einer finsteren Zeit. In der Parabel „Maßnahmen gegen die Gewalt“ machte Brecht schon frühzeitig auf die Gefahr von Willkür und Gewalt im Nationalsozialismus aufmerksam. Parallelen zur weltpolitischen Situation der Gegenwart springen jedem wachen Bürger sofort ins Auge. Ein Nachdenken über Brechts Gleichnis zum Umgang mit staatlicher Gewalt aus dem Jahr 1930 kann deshalb hilfreich sein.
Staatliche Gewaltmaßnahmen zur Behebung der COVID-19- und Klima-Krise
Gewalt wird uns auch heute angetan – und ein Ende ist nicht in Sicht. Auf die COVID-19-Krise wird die Klima-Krise folgen. Und wir Bürger weichen vor der Gewalt der verordneten illegalen und brutalen Maßnahmen der Regierungen, die unser aller Gesundheit schützen soll, zurück und sagen nicht „Nein“. Wir beginnen bereits, uns mit der heraufziehenden Tyrannei zu arrangieren.
Werden wir uns weiterhin der staatlichen Gewalt unterziehen, weil wir wie Herr Keuner in Brechts Gleichnis „kein Rückgrat zum Zerschlagen“ haben? Werden wir den Agenten einer fremden Macht deshalb jahrelang gehorchen und dienen, weil wir auf den richtigen Zeitpunkt warten, um „Nein“ zu sagen wie Herr Egge?
Anhand der Brecht‘schen Parabel sollte sich jeder erwachsene Bürger mit der Thematik auseinandersetzen und durch selbständiges Denken zur Erkenntnis sinnvollen und überlegten Handelns kommen.
Brechts Parabel aus dem Jahr 1930
Brecht beschreibt in seiner lehrhaften, auf einem Vergleich beruhenden Kurzgeschichte, wie die beiden Hauptfiguren, Herr Keuner und Herr Egge, auf ihre Weise auf staatliche Gewalt reagieren: Herr Keuner – der Denkende – rechtfertigt seine unterwürfige Reaktion gegenüber der Gewalt gegenüber seinen Schülern mit den Worten: „Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. Gerade ich muss länger leben als die Gewalt.“ (1)
Anschließend belehrt Herr Keuner seine Schüler mittels einer brutalen Geschichte aus der Zeit der Illegalität: Eines Tages tritt ein Agent der neuen Herrscher der Stadt ungefragt in das Haus und in das Leben von Herr Egge. Diesem fremden Agenten gehorcht und dient Herr Egge, „der gelernt hatte, nein zu sagen“, sieben Jahre lang – spricht aber kein einziges Wort mit ihm. Erst nach dessen Tod atmet er auf und antwortet auf die vor sieben Jahren gestellte Frage des Agenten „Wirst du mir dienen?“ mit einem „Nein“.
Möglichweise ist es das kleinere Übel, sich dem Schicksal zu fügen, keinen offenen Widerstand zu leisten und auch seine Meinung nicht offen zu sagen, wenn man erkannt hat, dass man im Moment nicht die Macht hat, etwas gegen die Gewalt zu tun. Vielleicht ist es klüger, auf den richtigen Zeitpunkt zu warten, um „nein“ zu sagen.
Doch, lieber Leser, bilden Sie sich Ihre eigene Meinung. Ich zitiere:
„Als Herr Keuner, der Denkende, sich in einem Saale vor vielen gegen die Gewalt aussprach, merkte er, wie die Leute vor ihm zurückwichen und weggingen. Er blickte sich um und sah hinter sich stehen – die Gewalt. ‘Was sagtest du?‘ fragte ihn die Gewalt. ‚Ich sprach mich für die Gewalt aus‘, antwortete Herr Keuner. Als Herr Keuner weggegangen war, fragten ihn seine Schüler nach seinem Rückgrat. Herr Keuner antwortete: ‚Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. Gerade ich muss länger leben als die Gewalt.‘
Und Herr Keuner erzählte folgende Geschichte:
In der Wohnung des Herrn Egge, der gelernt hatte, nein zu sagen, kam eines Tages in der Zeit der Illegalität ein Agent, der zeigte einen Schein vor, welcher ausgestellt war im Namen derer, die die Stadt beherrschten, und auf dem stand, dass ihm gehören sollte jede Wohnung, in die er seinen Fuß setzt; ebenso sollte ihm auch jedes Essen gehören, das er verlange; ebenso sollte ihm auch jeder Mann dienen, den er sähe. Der Agent setzte sich in einen Stuhl, verlangte Essen, wusch sich, legte sich nieder und fragte mit dem Gesicht zur Wand vor dem Einschlafen: ‚Wirst du mir dienen?‘
Herr Egge deckte ihn mit einer Decke zu, vertrieb die Fliegen, bewachte seinen Schlaf, und wie an diesem Tage gehorchte er ihm sieben Jahre lang. Aber was immer er für ihn tat, eines zu tun hütete er sich wohl: das war, ein Wort zu sagen.
Als nun die sieben Jahre herum waren und der Agent dick geworden war vom vielen Essen, Schlafen und Befehlen, starb der Agent. Da wickelte ihn Herr Egge in die verdorbene Decke, schleifte ihn aus dem Haus, wusch das Lager, tünchte die Wände, atmete auf und antwortete: ‚Nein.‘“ (2)
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Dr. Rudolf Hänsel ist Rektor a.D., Erziehungswissenschaftler und Diplom-Psychologe. He is a frequent contributor to Global Research.
Noten
1. https://www.kripahle-online.de/unterricht/wp-content/uploads/2010/12/Maßnahmen-gegen-die-Gewalt.pdf
2. a. O.
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